
Die Frage,warum der Wetterbericht bei all den technischen Möglichkeiten heutzutage immer noch ab und an ziemlich daneben liegt,kann Andreas Walter,Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD),rasch beantworten:„Die Atmosphäre ist ein chaotisches System mit vielen Variablen“,sagt er. „Es ist stets möglich,dass etwas anderes passiert,als erwartet wurde.“ Allerdings sei die Trefferquote in den vergangenen Jahren dank immer genauerer und besserer Modelle stetig nach oben gegangen.
Bei der Wetterprognose gilt:Erstmal den Status-quo kennen
Die Voraussetzung für jede Vorhersage ist eine möglichst genaue Darstellung des Status-quo. „Dafür laufen beim DWD zahlreiche weltweite Messungen ein,um den aktuellen Zustand der Atmosphäre möglichst genau zu kennen“,sagt der Wetterexperte. Der DWD betreibt drei Modelle:ein weltweites,eines,das sich auf Europa und den Nordatlantik fokussiert und eines,das sich nur auf Deutschland konzentriert.
Wie Walter erklärt,werden – vereinfacht gesagt - mit den einlaufenden Messdaten Wettermodelle in einem dreidimensionalen Gitter vom Erdboden bis zu einem Modelloberrand initialisiert. „Die Modelle prognostizieren den Zustand der Atmosphäre unter Berücksichtigung physikalischer Gleichungen und daraus kann die mögliche Zukunft abgeleitet werden“,so der Experte. „Je kleiner der räumliche Ausschnitt ist,desto feiner können wir ihn auflösen und desto konkreter ist die Vorhersage.“
Bei stabilem Hochdruckgebiet ist die Vorhersage einfacher
Ob eine Vorhersage einigermaßen treffsicher ist,hängt von zwei Faktoren ab. Zum ersten von der Zeit:Je kürzer der Vorhersagehorizont,desto sicherer. Zum zweiten von der aktuell herrschenden Wetterlage. Wie lange eine Vorhersage daher als seriös gelten kann und ab wann es Raterei wird,lasse sich pauschal nicht beantworten. „Generell würde ich vier Tage für eine seriöse Vorhersage angeben“,sagt Walter.
„Bei einem stabilen Hochdruckgebiet beispielsweise ist die Vorhersage relativ einfach. Denn ein Hochdruckgebiet hat die Neigung dazu,über einen längeren Zeitraum maßgebend für das Wetter zu sein. Das liegt auch daran,dass Tiefdruckgebiete um die Hochdruckgebiete herumgeführt werden. Das ist die sogenannte Omega-Wetterlage.“ Für ein Hochdruckgebiet typisch seinen wenig Bewölkung mit wenigen Niederschlägen. „Das kann dann auch mal gut eine Woche andauern“,so der Experte. Solche „blockierenden Hochdrucklagen“ gibt es vor allem im Sommer.
Dynamische Lage verkompliziert die Prognosen
Etwas komplizierter mit der Vorhersage wird es,wenn die aktuelle Lage dynamisch ist und es eine Abfolge von Fronten und Tiefdruckausläufern gibt. In der Meteorologie sind Fronten als schmale Grenzzonen zwischen verschiedenen Luftmassen definiert. Dabei kann es in den Frontbereichen zu sprunghaften Änderungen des Luftdrucks,der Temperatur,der Feuchte und des Windes kommen. „Zwar werden die Fronten von den Modellen vorhergesagt,aber da gibt es auch oft einen Versatz von einigen Kilometern und es wird komplizierter,verlässlich zu sagen,wo der Regen dann auch niedergeht. Zumal die zeitliche Frequenz der Abfolgen recht hoch ist und sich das Wetter schnell ändern kann.“
Schnelle Wetterumschwünge in Gebirgen
Schnell ändern kann sich das Wetter auch in räumlich stark gegliederten Gebieten – also etwas in Gebirgen. „In solchen stark gegliederten Gebieten mit Tälern und Höhen gibt es oft aufsteigende Luftmassen und Kondensation und es bildet sich Niederschlag – das Wetter kann sich innerhalb von wenigen Metern ändern,auch weil alles auf sehr engem Raum stattfindet“,erklärt Walter.
Neben dem Blick auf die klassische Wettervorhersage schauen immer mehr Menschen auch auf den,der zum einen die aktuellen Regenwolken,aber auch deren voraussichtliche Ankunft über einem bestimmen Gebiet innerhalb der nächsten Stunden vorhersagt. Dieser funktioniere aber anders,sagt Walter:„Der Regenradar ist keine Berechnung von Modellen,sondern eine Echtzeitmessung. Er beruht auf Hydrometeoren – ein Oberbegriff für alle Formen kondensierten Wassers – die in der Atmosphäre erfasst und fortgeschrieben werden.“ Zwar sei der Regenradar eine gute Möglichkeit,um zu checken,ob Regen im Anmarsch sei,doch auch er ist keine hundertprozentige Garantie,dass dieser dann tatsächlich auch exakt zur vorhergesagten Zeit kommt.