
Meteorologe kann sich grundsätzlich jeder nennen,der sich mit Wetter beschäftigt – denn die Bezeichnung ist kein geschützter Begriff. So kommt es einige der prominenten Fernsehmeteorologen in erster Linie Journalisten sind. Ein bekanntes Beispiel ist Jörg Kachelmann,der mit seinem Studium der Geografie,Mathematik und Physik sicherlich das nötige Fachwissen aber keine Studienabschlüsse mitbringt.
Interesse an Atmosphäre,Wetter und Klima mitbringen
Die meisten anderen Männer und Frauen,die als Meteorologen arbeiten,haben aber sehr wohl einen Hochschulabschluss in der Tasche. Diesen braucht es in der Regel auch,um den vielfältigen und komplexen Beruf auszuüben. Was die Meteorologen in spe mitbringen müssen,listet Professor Bernhard Mayer auf,der an der Ludwigs-Maximilians-Universität in München den Lehrstuhl für experimentelle Meteorologie leitet:
- eine generelle Begeisterung für Naturwissenschaft und
- ein Interesse an Physik und Mathematik.
„Interesse an Atmosphäre,Wetter und Klima kann natürlich nicht schaden“,fügt er hinzu. „Das heißt,ein Interesse daran,wie die Atmosphäre funktioniert;wie Wolken entstehen,warum es manchmal regnet und manchmal nicht;warum man das Wetter manchmal gut vorhersagen kann und manchmal nicht;wie man die Wettervorhersage noch besser machen kann;warum sich die Temperatur der Erde erhöht,und was man dagegen tun kann.“
Auch Biologie und Geografie spielen eine Rolle
Für Andreas Walter,der beim Deutschen Wetterdienst (DWD) als Meteorologe und Sprecher arbeitet,ist die Meteorologie die „schönste Naturwissenschaft überhaupt,da hier die gesamten Naturwissenschaften zusammenspielen.“ So spiele neben Physik und Chemie der Atmosphäre auch Biologie und Geografie eine große Rolle. „Es muss ja auch verstanden werden,welche Auswirkungen das Wetter auf Flora und Fauna haben kann und wie die Eigenarten der Landschaften aussehen.“ Hinzu kommen mathematische Modelle – „ein bisschen rechnen sollten man auch können“,ergänzt Walter.
„Umwelt- und Klimaphysik“ statt „Meteorologie“
Die Anzahl der Studierenden in der Meteorologie hat sich laut Mayer in den vergangenen 15 Jahren zu seinem Erstaunen wenig verändert. „Wir hätten erwartet,dass sich angesichts von Klimawandel und Fridays for Future mehr Leute für das Studium der Meteorologie entscheiden,aber das sehen wir nicht“,sagt der Professor. Das könne aber auch an der Namensgebung liegen. „Die Kölner Kollegen haben neulich erzählt,dass sie allein durch die Umbenennung des Studiengangs in ‚Umwelt- und Klimaphysik‘ die Studierendenzahlen messbar steigern konnten.“
KI könnte die Wetterforschung revolutionieren
Was sich aber nach Angaben von Mayer durchaus verändert habe,seien die Forschungsinhalte. „Prominentestes Beispiel ist sicherlich die Nutzung künstlicher Intelligenz,die aktuell Teile der Wetterforschung revolutionieren könnte“,so der Wissenschaftler. KI werde mittlerweile in vielen Abschlussarbeiten genutzt und in verschiedene Lehrveranstaltungen integriert.
Die aktuelle Forschung mit Satelliten- und Flugzeugbeobachtungen gehe ebenso in die Lehrveranstaltungen ein wie die Datenassimilation in der numerischen Wettervorhersage.“ Der Vorteil:„Dadurch erhalten die Studierenden früh die Möglichkeit,an der aktuellen Forschung mitzuwirken und auch schon mal an einer spannenden Messkampagne in den Tropen oder in der Arktis dabei zu sein“,so Mayer.
Frage nach dem Studium:Klima oder Wetter?
Dass es auch nach dem Studium spannend weiter gehen kann,betont DWD-Meteorologe Walter – denn die Tätigkeitsmöglichkeiten seien sehr vielfältig. Studienabgänger sollten sich die Frage stellen:„Mache ich Klima oder Wetter?“ Wer sich‘s fürs Wetter entscheidet,der lande oft im Bereich der Vorhersagen – ab und an auch im Fernsehen. „Zu der Wettervorhersage gehört aber neben dem Präsentieren auch die Interpretation von Modellen und die Erstellung von Vorhersagen. Außerdem werden auf Zeitskalen Warnungen abgeleitet und kommuniziert“,so Walter.
Beim Klimapfad gebe es etwa die Möglichkeit,Klimamodelle zu programmieren und/oder diese statistisch auszuwerten. „Im Zusammenhang der Anpassung an den Klimawandel braucht es Meteorologen,um die vorhandenen Infos so zu kommunizieren,dass sie von den Entscheidungsträgern verstanden und umgesetzt werden“,sagt Walter. Einige Meteorologen arbeiten demnach auch bei Versicherungsgesellschaften und beschäftigen sich dort unter anderem mit Risiken und Auswirkungen von Extremereignissen.
Von Medizinmeteorologie bis zur Agrarmeteorologie
Wie Walter weiter erklärt,gebe es innerhalb der Meteorologie vielfältige weitere Spezialgebiete. Dazu zählt etwa die Medizinmeteorologie,die sich mit den Auswirkungen des Wetters auf die Gesundheit beschäftigt – beispielsweise bei Pollenflug oder besonders heißen oder schwülen Phasen. Die Agrarmeteorologie wiederum beschäftigt sich mit den Auswirkungen des Wetters auf die Land- und Forstwirtschaft und beantworte Fragen wie:Wann ist der Bodenfrost vorbei? Wann kann der Acker befahren werden und welche Pflanzen eignen sie wo zum Anbau. „Und auch im Bereich der erneuerbaren Energien ist die Meteorologie ein Betätigungsfeld“,sagt Walter. „Beispielsweise wenn es um Sonneneinstrahlung und Wind geht.“
Nicht zuletzt bleiben einige Meteorologen in der Forschung und Wissenschaft. So wie Professor Meyer,der einen weiteren Vorteil nennt:„Ein wichtiger Pluspunkt des Meteorologiestudiums ist,dass unsere fertigen Masterstudenten häufig Stellen finden,die Bezug zur Meteorologie haben,etwa bei Wetterdiensten,Energieversorgern,Rückversicherungen,Forschungsinstituten – was in vielen anderen Teilbereichen der Physik,wie zum Beispiel der Astrophysik,nicht der Fall ist.“ Walter bestätigt:„Mir ist niemand bekannt,der nach einem Meteorologiestudium keinen Job gefunden hat.“