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Klima

Regen im Winter,Dürre im Sommer:Wie der Klimawandel Niederschläge verschiebt

Forscher haben festgestellt,dass sich die Niederschlagsmuster in Deutschland durch den Klimawandel verschoben haben.
Forscher haben festgestellt,dass sich die Niederschlagsmuster in Deutschland durch den Klimawandel verändert haben.

In Deutschland verändert der Klimawandel nicht nur die Temperaturen,sondern auch den Rhythmus des Regens. „Der Niederschlag in Deutschland nimmt über das ganze Jahr hinweg gesehen leicht zu“,sagt Andreas Walter,Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Allerdings finde diese Veränderung im Jahresverlauf nicht gleichmäßig statt:„Wir beobachten eine Umverteilung der Niederschläge zwischen den Jahreszeiten:Im Sommer nehmen sie ab,im Winter hingegen zu.“ Gleichzeitig verstärken sich laut Walter regionale Niederschlagsmuster. Die ohnehin niederschlagsarmen Regionen im Osten Deutschlands werden trockener,während etwa im Westen des Landes immer mehr Niederschlag fällt.

Mehr Dürren – mehr Wasser

„Insbesondere in Trockenperioden kann es regional zu erheblichen Engpässen in der Wasserverfügbarkeit kommen“,warnt auch das Umweltbundesamt,das mit der Studie „WADKlim“ die Auswirkungen von Trockenheit und Dürre auf die Wasserverfügbarkeit,den Bodenwasserhaushalt und das Grundwasser in Deutschland untersucht hat.

Es gibt noch ein weiteres Problem:Die Art des Niederschlags ändert sich. „In den Sommermonaten fällt der Niederschlag zunehmend als Starkregen“,sagt DWD-Sprecher Walter. Die Ursachen dieser Veränderungen seien komplex – und eng mit den globalen Folgen des Klimawandels verknüpft.

M​ehr Starkregenereignisse

Wie es zu vermehrten Starkregenereignissen kommt,zeigt etwa eine aktuelle Studie von Forschenden des Institute of Science and Technology Austria (ISTA) und des Max-Planck-Instituts für Meteorologie. Mithilfe eines hochauflösenden Klimamodells wiesen die Forschenden nach,dass sich bei steigenden Temperaturen Wolken verstärkt zu Clustern organisieren. Das Resultat:extremere Regenfälle.

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Wie sich diese Dynamik konkret in Deutschland auswirkt,hat der Physiker Axel Kleidon in der Fachzeitschrift „Physik in unserer Zeit“ beschrieben. Er zeigt,dass sich durch die Erderwärmung der gesamte Wasserkreislauf intensiviert:Steigende Temperaturen führen zu mehr Verdunstung,gleichzeitig kann wärmere Luft mehr Feuchtigkeit speichern – was in der Folge zu heftigeren Niederschlägen führen kann. Bleiben zusätzliche Regenmengen aus,verstärken sich dadurch Trockenperioden. So sei auch das vermeintliche Paradoxon zu erklären,dass es einerseits zu steigenden Niederschlagsmengen und andererseits verstärkt zu Phasen extremer Trockenheit kommt.

Wenn der Regen mehr schadet als nützt

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Die Folgen von Trockenperioden zeigen sich längst unter unseren Füßen. „Ausgedörrte Böden können den Niederschlag schlecht aufnehmen und er fließt größtenteils oberflächlich ab“,erklärt Walter. Das stellt besonders Landwirte,die in Deutschland laut Bauernverband zu 99 Prozent Regenwasser nutzen,vor große Herausforderungen. Durch das Zusammenspiel von ausgetrockneten Böden und extremen Regenfällen drohen sowohl Bodenerosionen als auch Ernteausfälle.

Doch nicht nur für die Landwirtschaft sind trockene Böden ein Problem. In einer aktuellen Langzeitstudie belegt das Max-Planck-Institut für Biogeochemie,dass extreme Wetterereignisse auch das Grundwasser in Deutschland gefährden. Dürreperioden lassen demnach Böden aufreißen und Starkregen rauscht durch diese Risse direkt in tiefere Schichten – inklusive Pestiziden,Antibiotika und anderen Schadstoffen. So umgehen die Wassermassen die natürlichen Filterprozesse der oberen Bodenschichten und verschlechtern die Qualität unseres wichtigsten Trinkwasserreservoirs. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin,dass durch den Klimawandel verursachte extreme Wetterereignisse bereits jetzt die Qualität des Grundwassers und die Art seiner Neubildung verändern“,sagt Studienautor Simon Schroeter.

Im Winter steige durch den vermehrten Niederschlag die Hochwassergefahr. Deutlich wurde dies besonders im außergewöhnlichen Winter 2023/2024,wie eine Analyse des DWD zeigt. Im Mittel fielen demnach etwa im Dezember über ganz Deutschland hinweg 72 Prozent mehr Niederschlag als üblich. Die Folge war das folgenschwere „Weihnachtshochwasser“,das besonders Niedersachsen getroffen hatte.

Anpassungsmaßnahmen an veränderte Niederschlagsmuster

Zusammengefasst lässt sich sagen,dass das Wasser in Deutschland schon heute oft zur falschen Zeit und in der falschen Menge vom Himmel fällt:im Winter zu viel und im Sommer zu wenig – und häufig zu heftig,um genutzt zu werden. Das erfordere Anpassung an die neuen Niederschlagsmuster,sagt Andreas Walter vom DWD. „Wir müssen vor allem in der Land- und Forstwirtschaft auf hitze- und trockenheitsresistente Sorten setzen.“

Projekte,die erproben,welche Pflanzen künftig hierzulande noch gedeihen können,laufen bereits. Denn eines sei klar:Klimaveränderungen sind gekommen,um zu bleiben – und werden sich in Zukunft noch verstärken. „Wir müssen deshalb heute aktiv werden,um auch in 30 Jahren mit den Gegebenheiten klarzukommen“,betont Walter.

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