
Gletscher reagieren sehr empfindlich auf sich verändernde Lufttemperaturen und sind somit präzise Seismographen für den Klimawandel. Steigt die Lufttemperatur,dann schmelzen sie verstärkt,sinken die Temperaturen,dann kann neues Eis entstehen. Das macht sie zu wichtigen Indikatoren für die Erderwärmung und ihre Auswirkungen.
Gletscher schmelzen rasant
Wie die Weltwetterorganisation (WMO) Anfang November zum Auftakt der Weltklimakonferenz in Ägypten in einem Bericht über den Zustand des Weltklimas schrieb,hat das Schmelzen der Gletscher im Hitzejahr 2022 beträchtlich zugenommen. In den Alpen etwa seien durchschnittliche Verluste von drei bis vier Metern der Eisdicke gemessen worden,was deutlich mehr sei wie im bisherigen Rekordjahr 2003.
Der Grönländische Eisschild sei das 26. Jahr in Folge geschmolzen,in der Schweiz habe das Volumen der Gletscher in den letzten 20 Jahren um über ein Drittel abgenommen. Das Schmelzen der meisten Gletscher werde,so die wenig hoffnungsvolle Prognose,über Hunderte,wenn nicht Tausende Jahre weitergehen.
Viele bedeutende Gletscher werden verschwinden
Auch ein UNESCO-Bericht malt ein ähnlich düsteres Zukunftsbild. Aufgrund der fortschreitenden Erwärmung des Klimas werden,so der Bericht,viele bedeutende Gletscher in 30 Jahren wahrscheinlich nicht mehr existieren. Bis 2050 würden ein Drittel der Welterbe-Gletscher,etwa auf dem Kilimandscharo oder in den Dolomiten,verschwinden.
Wie passt es da ins Bild,dass es immer wieder zu Meldungen kommt,wonach es Gletscher gibt,die trotz Erderwärmung nicht abschmelzen sondern sogar noch an Eismasse zulegen?
Es gibt Ausnahmen

So gab es beispielsweise aus dem Jahr 2019 einen Bericht der Nasa,wonach der Jakobshavn-Gletscher in Grönland wieder wachse,obwohl er zuvor kontinuierlich von Jahr zu Jahr geschrumpft sei. So habe er alleine zwischen den Jahren 2000 und 2010 so viel Eis ins Meer gelassen,dass der Meeresspiegel um einen Millimeter angestiegen sei. Seit 2017 wachse der Gletscher jedoch wieder an.
Von der Erfolgsmeldung zum Anlass für Sorgen
Dies sei,so die Glaziologen der Nasa damals,jedoch kein Indiz einer langfristigen Trendwende,sondern vielmehr ein kurzfristiges Phänomen. So zeichneten die Wissenschaftler im Fall des Jakobshavn-Gletschers eine natürliche zyklische Abkühlung der Gewässer im Nordatlantik für den kurzfristigen Gletscherwachstum verantwortlich.
Die Wissenschaftler schlossen in ihrem Bericht daraus,dass die Meerestemperatur für die Größe der Gletscher eine wichtigere Rolle spiele als bislang angenommen. In Hinblick auf die fortschreitende Erderwärmung sei das eine schlechte Meldung,denn bedingt durch den Klimawandel werde sich auch das Wasser weiter erwärmen und so die Gletscherschmelze weiter vorantreiben.
Lokal stärkere Schneefälle als Grund
Ein weiterer Grund dafür,dass Gletscher kurzfristig an Masse gewinnen,liegt darin begründet,dass es lokal zu starken Schneefällen und damit einem Zuwachs an Gletschermasse kommen kann,wie es beispielsweise über die Gletscher in der Schweiz in den vergangenen Jahren berichtet worden ist.
Berichte über diesen kurzfristigen Gewinn an Masse verleiten fälschlicherweise zu der Annahme,es gäbe den Umkehrtrend der wachsenden Gletscher,was Klimaskeptikern in die Hände spielt.
Tatsächlich heißt es auf klimafakten.de deutlich,dass lediglich 19 der 166 insgesamt untersuchten Gletscher 2018/2019 eine Massenzunahme zeigten. 88 Prozent der Gletscher verlören dagegen an Eismasse.
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