
Die Gletscher weltweit schrumpfen immer schneller. Seit 2015 hätten sie pro Jahr 298 Milliarden Tonnen Eis und Schnee verloren,hieß es in einer am Mittwoch im Fachmagazin "Nature" veröffentlichten Studie,die auf kürzlich freigegebene Satellitendaten aus 20 Jahren zurückgreift. Das seien 71 Milliarden Tonnen mehr als in den Jahren 2000 bis 2004. Das Schmelzwasser,das derzeit in die Ozeane abfließe,reiche aus,um die Fläche der Schweiz jedes Jahr 7,20 hoch unter Wasser zu setzen.
Der Studie zufolge gibt es kaum einen der weltweit etwa 220.000 Berggletscher,der nicht zurückgeht. Selbst Gletscher in Tibet sind betroffen. Die Schmelzrate beschleunigt sich fast überall. Einige wenige Ausnahmen gibt es nur Island und Skandinavien,wo die Niederschläge zugenommen haben.
"Ein Denkmal der Klimakrise geworden"
Die nahezu gleichmäßige Gletscherschmelze spiegele den globalen Temperaturanstieg wider,sagte Studienleiter Romain Hugonnet,der an der ETH Zürich und der Universität Toulouse arbeitet. Einige kleine Gletscher würden ganz verschwinden. Vor zwei Jahren haben Wissenschaftler,Aktivisten und Regierungsvertreter in Island symbolisch den Gletscher Okjökull beerdigt.

"Vor zehn Jahren haben wir gesagt,dass die Gletscher ein Kennzeichen des Klimawandels sind. Aber jetzt sind sie tatsächlich ein Denkmal der Klimakrise geworden",sagte der Direktor des Gletscherbeobachtungsdienstes,Michael Zemp,der nicht an der Studie mitgearbeitet hat.
Millionen Menschen betroffen von der Gletscherschmelze
Für die Studie wurden erstmals dreidimensionale Satellitenaufnahmen aller Gletscher genutzt,die keine Verbindung zu den Eisschilden auf Grönland und der Antarktis haben. Frühere Untersuchungen haben entweder nur einen Bruchteil der Gletscher untersucht oder den Rückgang des Eises anhand von Schwerkraftmessungen aus dem All geschätzt. Solche Schätzungen hätten einen hohe Fehlermarge,sagte Zemp.
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Hugonnet sagte,der Rückgang der Gletscher bringe Millionen Menschen in Schwierigkeiten,die auf das Schmelzwasser angewiesen seien. Außerdem könnten Gletscherseen plötzlich zu Tal stürzen und Katastrophen anrichten wie kürzlich in Indien.
Die größte Bedrohung ist jedoch ein Anstieg des Meeresspiegels. Die Weltmeere steigen bereits an,weil sich warmes Wasser ausdehnt und die Eisschilde schmelzen. Die Gletscher tragen der Studie zufolge zu dem Anstieg 21 Prozent bei und damit mehr als die Eisschilde in Grönland und der Antarktis. Langfristig werden die Eisschilde jedoch das größere Problem sein.
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Die Eisschilde in der Antarktis und in Grönland sind in den letzten Jahrzehnten am schnellsten geschmolzen. Dabei beherbergen sie das meiste Gletschereis der Welt. Zudem scheint es die größten Gletscher am schlimmsten zu treffen:Sie schmelzen viel schneller.

Deswegen schmelzen die großen Gletscher immer schneller - mit fatalen Folgen