
Skiurlaub? Was jahrzehntelang für viele Deutsche eine gesetzte Größe im Winter war,gerät zunehmend in den Hintergrund. Für die einen ist ein Skiurlaub angesichts der hohen Kosten einfach nicht mehr bezahlbar. Für die anderen verdrängen die Themen Umweltverträglichkeit in Zeiten des Klimawandels und immer weniger Schneesicherheit das persönliche Vergnügen.
Doch Wintersport beschränkt sich nicht aufs Skifahren,sondern kann mit vielen Bewegungsarten aufwarten. So ersetzt der ganzheitliche Winterurlaub den früheren Skiurlaub. Darauf stellen sich auch immer mehr Skigebiete ein und generieren neue Einkommensquellen durch das Erweitern ihres Portfolios in Richtung Spaß und Genuss an der Bewegung im Schnee. Die neue Trendsportart heißt Winterwandern.
Wundermittel Winterwandern
Eigentlich eine logische Entwicklung,denn das Wandern an sich erfreut sich in den vergangenen Jahren immer größerer Beliebtheit - auch bei jungen Menschen. Laut dem Statistikportal „Statista“ schnürten im Jahr 2023 fast acht Millionen Deutsche regelmäßig ihre Wanderschuhe. Warum nicht auch im Winter? Gerade in dieser Jahreszeit braucht der menschliche Körper Bewegung an der frischen Luft,um gesund zu bleiben. Wandern ist wissenschaftlich erwiesen gut für Körper,Geist und Seele. Und das sind die Gründe:
- Bewegung auf die natürliche Art:Gehen ist die natürlichste und umweltfreundlichste Art der Bewegung. Durch den gleichbleibenden Rhythmus beim Wandern bekommt die Bewegung etwas Meditatives. Und zugleich etwas Lösendes - beispielsweise von Denkblockaden.
- Naturerlebnis,das verbindet:Die frische Luft einatmen,die verschneite Landschaft in all ihrer Schönheit erfassen:Wandern verbindet mit der Natur und lässt den Menschen spüren,dass er ein Teil eines größeren Ganzen ist. So manche Sorgen erscheinen dann plötzlich ganz klein. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen,dass der Kontakt mit der Natur den Geist anregt und kognitiv belebende Effekte hat. Der Wandel der Landschaft regt zu neuen Gedanken an.
- Immunsystem stärken:Wer sich regelmäßig bewegt,wird seltener krank. Wärme- und Kältereize beim Wandern trainieren das Immunsystem bei jedem Wetter. Auch die von der trockenen Heizungsluft in Mitleidenschaft gezogenen Schleimhäute können sich erholen.
- Ausdauer verbessern:Wandern ist ein Paradebeispiel für aerobes Training,sprich moderates Ausdauertraining. Dabei wird der Herzmuskel gestärkt und mehr Blut pro Herzschlag durch den Körper gepumpt. In der Folge sinkt der Puls sowohl bei Belastung als auch im Ruhezustand. Das Herz-Kreislauf-System profitiert.
- Muskeln kräftigen:Regelmäßiges Wandern stärkt den Bewegungsapparat und trainiert die gesamte Haltemuskulatur des Körpers. Po-,Bein- und Fußmuskeln werden aktiviert und gekräftigt,Knochen,Gelenke,Sehnen und Bänder stabilisiert.
- Fettverbrennung ankurbeln:Zu den positiven physischen Effekten gehört auch die Anregung des Stoffwechsels,besonders des Fettstoffwechsels. Die Auswirkungen auf den Energiehaushalt lassen sich auch so formulieren:Wandern ist ein Kalorienkiller und unterstützt beim Abnehmen. Insbesondere durch den Schnee zu stapfen,ist deutlich anstrengender als gewöhnliches Wandern.
- Mehrproduktion von Glückshormonen:Der angeregte Stoffwechsel lässt auch die Produktion körpereigener Hormone und Botenstoffe wie Serotonin und Dopamin steigen. Zugleich reduziert sich die Ausschüttung des Stresshormons Kortisol. Das erzeugt Wohlbefinden und Glücksgefühle.
- Abenteuerlust entdecken:Wandern bedeutet auch Abstand gewinnen,den Alltag hinter sich lassen,den Kopf frei bekommen und abschalten. Das schafft Raum für neue Begegnungen und Perspektiven und macht Lust,Unbekanntes zu erforschen. Die Umgebung zu Fuß zu erkunden,ist stets ein kleines Abenteuer.
- Achtsamkeit zelebrieren:Wenn jeder Schritt zählt,muss man ganz im Hier und Jetzt sein. Achtsamkeit heißt,die Aufmerksamkeit auf den aktuellen Moment zu lenken. Bewusst wahrzunehmen und zu spüren,was gerade ist. Das bringt auch Entschleunigung mit sich - eine Wohltat für Geist und Seele.
- Selbstbewusstsein stärken:Sich ein Ziel setzen und dieses aus eigener Kraft erreichen,macht jeden Menschen stolz. Wer sich nach einer langen Wanderung umdreht,ist oft verwundert,wie weit ihn doch seine Beine getragen haben.
Ausgewiesene Winterwanderwege und zertifizierte -dörfer
Zu den vielen Vorteilen des Winterwanderns zählt auch die Tatsache,dass man nicht sehr hoch hinauf in die Berge muss. Ab einer Höhe von rund 800 Metern stehen die Chancen auf knirschenden Schnee unter den Sohlen in der Zeit von Dezember bis März recht gut. Was auch etliche deutsche Ort als Winterurlaubsziele interessant macht. Wie die bekannten Wintersportdestinationen in den Alpen weisen auch die deutschen eine Vielzahl an Winterwanderwegen aus - vom Harz bis zum Bayerischen Wald, vom Hunsrück bis zur Sächsischen Schweiz,von den bayerischen Voralpen bis zum Schwarzwald.
Der Deutsche Wanderverband hat etliche Touren als "Qualitätsweg Winterglück“ zertifiziert. Es empfiehlt sich,auf ausgewiesenen Winterwanderwegen zu bleiben,da sie auch bei Schnee gespurt und gesichert sind und fern von Wildtier-Schutzgebieten liegen. In Österreich gibt es sogar zertifizierte „Winterwanderdörfer“ sowie Winter-Weitwanderwege.
Notwendige Ausrüstung fürs Winter-Outdoor-Abenteuer
Im Vergleich zum Skifahren fällt die Ausrüstungsliste fürs Winterwandern kurz und günstig aus. Doch diese Dinge sollten bei jeder Winterwanderung dabei sein:
- Sonnenbrille und -creme
- Wanderstöcke oder Skistöcke mit Tellern
- feste Bergschuhe mit Profilsohle
- Grödel oder leichte Steigeisen
- Gamaschen
- Bekleidung nach dem Zwiebelprinzip:Funktions- oder Merinounterwäsche,warme Hose,Fleecepullover,Isolationsjacke,Hardshell- oder Regenjacke,Mütze,Handschuhe,Schal
- Rucksack packen mit:Brotzeit,Tee,Handy,Karte,Erste-Hilfe-Set,Rettungsdecke,Sitzauflage,Stirnlampe
Tipps für die Sicherheit
Wer auf ausgewiesenen Winterwanderwegen bleibt,ist im sicheren Gelände unterwegs. Trotzdem sollte man sich der Gefahren in der freien Natur bewusst sein. Dazu gehört,sich bei der Tourenplanung in den aktuellen Lawinenlagebericht einzuarbeiten.
Da die Tage im Winter kürzer sind,wird es oft schon gegen 16 Uhr dunkel. Zudem ist das Gehen im Schnee und in der Kälte kräftezehrender,so dass die Entscheidung besser zugunsten der kürzeren Tour fallen sollte. Experten empfehlen Strecken bis zwölf Kilometer Länge. Wer dann noch die Wetterentwicklung im Blick behält,kann das Glitzern des Schnees,die zauberhafte Stimmung und Ruhe bei der wohl entspanntesten und nachhaltigsten Wintersportaktivität in vollen Zügen genießen.