
Wintersportler können den Beginn der Skisaison kaum mehr erwarten,schließlich wurde die letzte Skisaison Mitte März 2020 durch das Coronavirus abrupt beendet. In Österreichs Gletscherskigebieten laufen die Lifte schon seit Anfang Oktober. Doch mit der Ausrufung des Bundeslandes Tirol zum Risikogebiet denken viele über Skifahren in den heimischen Bergen nach. Wie wird der Skibetrieb in Pandemie-Zeiten funktionieren?
Organisation wie in Freibädern
„Ähnlich wie es bei Freibädern im Sommer lief“,sagt Andreas König,der Sicherheitsbeauftragte des Deutschen Skiverbandes (DSV). Die Betreiber der Liftanlagen müssten Sicherheits- und Hygienekonzepte vorweisen,die auf mehreren Säulen basieren. Die Ausgestaltung obliege dann jedem Bergbahnunternehmen selbst,„weshalb die Maßnahmen regional unterschiedlich ausfallen werden“,erklärt der DSV-Sicherheitsbeauftragte. Einheitlich stehe bislang fest:Maskenpflicht,wo der Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden kann. „Aber das ist beim Skifahren ja kein Problem,weil es kalt ist und jeder sowieso ein Halstuch,einen Rundschal oder eine Kältemaske trägt“,meint Andreas König. Und kein Après-Ski-Betrieb.
Im Gespräch seien weitere Maßnahmen wie Skipässe nur online im Vorverkauf und Hütteneinkehr nur mit Reservierung. Die große Herausforderung sieht der Sicherheitsmann König bei der Personenbeförderung in geschlossenen Liftanlagen wie Gondeln oder Sesselliften.
Derzeit keine staatlich angeordnete Beförderungsbeschränkung
Beim Verband Deutscher Seilbahnen gibt man sich optimistisch. Die Hygiene- und Sicherheitskonzepte der Corona-Sommersaison hätten gut funktioniert und würden nun von den mehr als 100 Mitgliedern an den Winter angepasst. Eine offizielle Vorgabe,wie viele Skifahrer pro Gondel oder Sessellift transportiert werden dürfen,gibt es derzeit nicht. Die Abstimmungsphase mit den Behörden laufe laut dem Verband noch. Allerdings hätten die Mitglieder bereits angekündigt,Großkabinen freiwillig nur zu 80 Prozent auszulasten. Zusätzliche Maßnahmen hat beispielsweise die Tegelbergbahn im Allgäu ergriffen:Plexiglasscheiben in den Kabinen trennen Gondelgäste voneinander.
Gefahr von langen Liftschlangen
Die Folge von eingeschränkten Liftkapazitäten bedeutet natürlich:Warten und Anstehen in der Liftschlange. „Wird in Anstellspuren ausreichend Abstand eingehalten,dann könnten sie lang werden und vielerorts ein Problem darstellen“,meint DSV-Sicherheitsexperte König. In vielen Gebieten sei dafür zu wenig Platz und die Pisten viel zu nah.
Ski-Ranger nach amerikanischem Vorbild
Anstehen erfordert zudem Disziplin,in der sich Skifahrer aufgrund der immer größer,schneller und effektiver gewordenen Lifte in den vergangenen Jahren nicht mehr üben mussten. Dafür haben sich die Bergbahnen Oberstdorf-Kleinswalsertal,zu der die Allgäuer Skigebiete Nebelhorn,Fellhorn,Söllereck,Kanzelwand,Heuberg,Walmendingerhorn und Ifen gehören,etwas einfallen lassen:einen Ski-Ranger. Dieser soll das Einhalten von Abstand und Maskenpflicht kontrollieren. Ähnlich wie die Ski-Patrol in den USA. Wer schon einmal dort beim Skifahren war,erinnert sich gerne an das rücksichtsvolle und höfliche Verhalten aller Skifahrer - sowohl auf der Piste als auch beim Anstehen am Lift.
Skikurse mit maximal acht Leuten
Auch für Skikurse ändert sich in dieser Wintersaison einiges. Die Stiftung Sicherheit im Skisport (SIS),der DSV,der Snowboardverband (SVG) und der Deutsche Skilehrerverband (DSLV) haben gemeinsam eine COVID-19 Task Force eingerichtet. Bei den Empfehlungen ist auch die maximale Gruppengröße pro Skilehrer genannt:acht Skischüler. Über Regelungen für die Anfahrt per Bus müssen derzeit auch viele Skigebiete nachdenken,in denen Pendelbusse die Orte mit den Talstationen verbinden.

Regeln in Österreich
In unserem Nachbarland Österreich gibt es bereits seit Ende September das Konzept „Sicherer Wintertourismus - Winterregeln“,das die beiden Bundesministerien Landwirtschaft,Regionen und Tourismus sowie Soziales,Gesundheit,Pflege und Konsumentenschutz herausgegeben haben. Dort sind vorgeschrieben:Mund-Nasen-Schutz vor und in Seilbahnen,1 Meter Sicherheitsabstand beim Anstellen am Lift sowie 1 Meter Mindestabstand zu Personen,die nicht im gemeinsamen Haushalt leben.
Permanentes Lüften in Gondeln
Empfohlen wird zudem die Frequenz des Fahrbetriebes zu erhöhen (eine Personenlimitierung ist derzeit rechtlich nicht vorgegeben),permanentes Lüften in den Gondeln und nicht mehr als zehn Personen pro Skikurs. Am Arlberg beispielsweise ist der Start der Skisaison für Freitag,4. Dezember geplant - mit Internet-Skipassverkauf,Pickup-Boxen und Verkaufsautomaten. Urlaubsgäste können ihre Skitickets auch in den meisten Unterkünften kaufen,damit es zu möglichst wenig Personenkontakt an den Skipasskassen kommt.
Zugspitze will am 13. November eröffnen
Als erste deutsche Bergregion will das Skigebiet Zugspitze eröffnen. Ab Freitag,13. November soll dort der Skibetrieb starten:Mit Maske in und vor allen Liften - auch in Schleppliften -,1,5-Meter-Sicherheitsabstand und möglichst bargeldlosem Bezahlen. Zwei bis vier Wochen später planen die meisten anderen Skigebiete in den bayerischen Alpen zu eröffnen - vorausgesetzt die Schneelage passt.
Betrieb in Skihallen läuft schon
Davon sind die geöffneten Skihallen Alpincenter Bottrop sowie Hamburg-Wittenberg,Snow Dome Bispingen,Snowtropolis Senftenberg in Brandenburg und der Alpenpark Neuss bei Düsseldorf nicht abhängig. Die fünf Indoor-Alpin-Anlagen handhaben ihren Betrieb unterschiedlich:In einigen müssen Tickets und Zeitslots vorab online reserviert werden. In den Alpincentern Bottrop und Hamburg-Wittenberg beispielsweise ist keine Voranmeldung nötig. Überall gelten jedoch Mund-Nasen-Schutz-Pflicht,Abstands- und Hygieneregeln.